Die Interpretation der Orgelwerke Max Regers war für Karl Richter von Anfang an ein Herzensanliegen. Bereits als Thomasorganist in Leipzig spielte er zur Einleitung der regelmäßig stattfindenden "Motette in der Thomaskirche" neben Bach und Buxtehude immer wieder Reger, so auch am 8. Dezember 1959 das "Benedictus" aus Opus 54.
Nach seiner Übersiedlung nach München stand auf dem Programm der allerersten "Münchener Abendmusik" am 25. April 1952 die große Phantasie und Doppelfuge über B-A-C-H op. 46. In der dritten Abendmusik umrahmten die Introduction und Passacaglia in d-moll sowie die Introduction und Passacaglia in f-moll Motetten von Johannes Brahms (u.a. Fest- und Gedenksprüche op. 109).
Ein Schlüsselerlebnis meiner Bach-Chor-Zeit war in einer Motette Ende 1965 Karl Richters faszinierende und einzigartige Interpretation der "Morgenstern"-Phantasie op. 40/1. Als 1. Bass stand ich in den Motetten in der Markuskirche immer oberhalb der Orgel und hatte freie Sicht auf die direkt vor mir liegende Orgeltabulatur. Es war für mich als jungen Musikstudenten zunächst unvorstellbar, wie Karl Richter dieses große und großartige Werk auswendig und selbst registrierend ohne jeden (erkenn- und hörbaren) Fehler spielte. Auch in den folgenden Jahren durfte ich immer wieder diese Faszination hautnah miterleben. Auf Konzertreisen gestattete er uns manchmal sogar, ihm beim Üben zuzuschauen und zuzuhören.
Während eines Kurzurlaubs im Fichtelgebirge besuchten meine Frau und ich in der vergangenen Woche auch Brand in der Opf., den Geburtsort von Max Reger. Ein überaus freundlicher und zuvorkommender Bürgermeister (Ludwig König) ermöglichte uns, außerhalb der offiziellen Zeiten das im dortigen Rathaus liebevoll eingerichtete Max Reger-Gedächtniszimmer zu besichtigen und gab uns die Erlaubnis, Fotos anzufertigen und sie in unseren Weblog zu übernehmen. Hierfür möchte ich ihm an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken.
Sollten Sie einmal auf der B 303 durch das Fichtelgebirge fahren, versäumen Sie nicht, beim Silberhaus Richtung Nagel und Brand abzubiegen und nach wenigen Kilometern inmitten des Ortes Geburtshaus und Gedächtniszimmer Ihre Aufwartung zu machen. Eine kurze Anmeldung beim Bürgermeister wäre auf jeden Fall sinnvoll (+49-(0)9236-230)!
Kleine Foto-Galerie vov Geburtshaus und Gedächtniszimmer
Geburtshaus von Max Reger und Pfarrkirche
Geburtshaus Regers im Jahre 1873. Hinter dem Fenster links unten verbirgt sich das Geburtszimmer.
Und so schaut das Geburtshaus heute aus.
Max Reger-Gedächtniszimmer im Rathaus von Brand i. d. Opf.
Als Mitbringsel für den dafür vorgesehenen Geschenktisch übergaben wir dem Bürgermeister eine bei Conventus Musicus erschienene CD mit Werken Max Regers, die der ehemalige Domorganist Paul Damjakob im Jahre 1996 auf der großen Klais-Orgel des Würzburger Domes eingespielt hat.
Der kleine Max Reger mit seinen Eltern
Die Totenmaske
Umschlagseite der Orgelnoten von Max Regers Phantasien op. 40/1 und 40/2
Erste Seite des Autographs von Max Regers "Phantasie und Fuge über B-A-C-H"