Bei Andromeda sind zwei neue CDs mit Karl Richter erschienen:
Bach, Messe h-moll BWV 232
Live-Mitschnitt vom 30.11.1956 in der Lukaskirche München mit Antonia Fahberg (Sopran), Hertha Töpper (Alt), Gerd Lutze (Tenor), Franz Kelch (Bass), dem Münchener Bach-Chor und einem Kammerorchester
2CD, ANDRCD 9042, ISBN 383025 490425, zu beziehen über JPC
Bach, Kantaten BWV 23, 56 und 70
Live-Mitschnitt vom 10.02. und 19.10.1957 in der Markuskirche bzw. Lukaskirche München mit Lotte Schädle, Hertha Töpper, Kieth Engen u.a., dem Münchener Bach-Chor und dem Bayerischen Staatsorchester
CD, ANDRCD 9043, ISBN 383025 490432 zu beziehen über JPC
Beide CDs haben eine äußerst spärliche Ausstattung, außer den Namen der Vokalsolisten fehlen auf dem vierseitigen Booklet jegliche weitere Informationen, z.B. zu den (in der h-moll-Messe doch nicht unwichtigen) Instrumentalsolisten, auch gibt es keinerlei Daten zu Karl Richter und zu seinen ersten Jahren in München. Daher möchte ich zwei Interview-Ausschnitte anfügen, in denen Karl Richter zur Frage des Chorklangs seines Bach-Chores und zum Wesen der Bach-Kantaten Stellung nimmt.
Rückblickend auf seine ersten Münchner Jahre sagte Karl Richter 1979 in einem Interview mit der „Welt" unter anderem: „Wir hatten damals einen besonders schönen Chorklang. Damals gab es besonders schöne Stimmen im Bach-Chor. Es war überhaupt eine ganz andere Zeit, die Konzerte waren voll von Studenten, das war das beste Publikum, die brachten auch den ganzen Erfolg. Es war ein Überangebot an jungen Leuten, die im Bach-Chor singen wollten. Überhaupt, die Jugend damals, die wollte singen."
Zum Abschluss der elfteiligen Bach-Ausgabe erschien im Klassik-Journal DG ein Artikel: Karl Richter über Bach. Hier schreibt Richter unter anderem über die Kantaten Bachs: „In der Kantate finden wir wohl den Bach, der sich in der Lehre des Dogmas auskennt, aber zugleich auch Mystik, Poesie, Lyrik, Traurigkeit und Freude in wunderbarer Musik darstellt. Die Kantate ist das eigentliche Zentrum seiner Werke. Nicht nur weil er als Kantor an St. Thomas in Leipzig jede Woche eine solche aufzuführen verpflichtet war, sondern weil er sein unbeschreibliches Wissen und Können aus einer unerschöpflichen Quelle seines musikalischen Genies in seiner Musik von innen heraus formulieren musste. Die Auslegung des Textes der heiligen Schrift, die seelische Tiefe, die hohe Geistigkeit, naive Frömmigkeit, dazu das große Genie machen die Sprache aus, die Bach in seinem Kantatenwerk spricht."