18. August 2005

Pfarrer Karl Heckel erinnert sich an Karl Richter

Karl Heckel
Pfarrer


geboren 5. Mai 1931
in Berlin-Lichterfelde

aus dem Interview:

... Frau Richter, Gladys Richter, bat mich dann, weil ich doch in der Nähe sei, ob ich, statt eines reformierten Pfarrers, die ja dort die normale Landeskirche darstellen, als lutherischer Pfarrer ihn beerdigen würde. Ich hab dies gern getan als letzten Dienst an meinem Meister, und ich möchte sagen, mehr Hörlehrer, denn in der Hochschule hatte ich ja keine Stunden bei ihm gehabt.

Ich war begreiflicherweise sehr nervös, diese Beerdigung eines großen Mannes durchzuführen, welcher Pfarrer ist da nicht nervös. Sie war aber klein gehalten, denn in Zürich war ja Richter weniger bekannt oder hatte auch sein persönliches Lebensumfeld nicht so sehr dort. Aber ich erinnere mich, dass ein alter Kammermusiker, der ihn liebte und kannte, da war. Und ich hab mir nun überlegt, was kannst du machen, um mit einer besonderen Geste auszudrücken, dass hier ein Großer bestattet wird.

Da fiel mir ein, dass ich die Petersausgabe der Bachmotetten besäße, mit der ich manchmal früher bei Richter Motetten gesungen hatte. Man muss wissen, dass einige dieser Motetten ausgesprochene Sterbemotetten sind. Und dann habe ich mir gedacht, ich opfere dieses Buch und werfe es in das Grab hinab als sichtbares Zeichen, dass einer der Letzten, die Bach verstanden und dargestellt haben, davon gegangen ist.

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