Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
Kurt Hausmann beim Interview am 13. Oktober 2004 in Würzburg
Am 31. Januar 1924 wurde Kurt Hausmann in Erlangen geboren. Am morgigen Freitag feiert er bei guter Gesundheit in Würzburg seinen 90. Geburtstag.
Bereits mit sechs Jahren bekam Kurt Hausmann Klavierunterricht, im Alter von 14 Jahren begann er mit dem Oboe-Spielen. Dank einer glücklichen Fügung wurde er Schüler des damaligen Solooboisten der Berliner Staatsoper, Wilhelm Meyer. Schon ein Jahr später, mit 16 Jahren, übernahm Kurt Hausmann am Theater des Volkes den Part der Soloboe in unzähligen Operettenaufführungen.
Nach dem Krieg lud der damalige Chefdirigent des neu gegründeten Rias Sinfonie-Orchesters, Ferenc Fricsay, den jungen Künstler höchstpersönlich zum Probespielen ein und verpflichtete ihn sogleich für das Orchester. Die Berliner Jahre von 1949 - 1955 waren intensive Lehrjahre, zumal Fricsay für seine Probenarbeit mit dem Orchester heute nicht mehr vorstellbare Zeit zur Verfügung hatte.
Am 1. Oktober 1955 erging an Kurt Hausmann der Ruf an das Bayerische Staatskonservatorium (heute Hochschule für Musik) nach Würzburg, wo er bis zum Sommer 1989 die Oboenklasse leitete, zusätzlich aber auch Kammermusik, Korrepetition und zeitweise sogar Klavier unterrichtete.
Eine Konzertreise des Münchener Bach-Chores im April 1957 führte Kurt Hausmann mit Karl Richter zusammen. Im Interview, das wir anlässlich der Buch- und Film-Dokumentationen führten, erzählte uns Kurt Hausmann von diesem schicksalshaften Zusammentreffen.
„Wir hatten hier, am damaligen Konservatorium in Würzburg, Heinz Endres als Lehrer. Der war Münchner und einer der ersten, der bei Richter Konzertmeister gespielt hat. Und ein Orchester für sechsmal Matthäus-Passion für Auslandsreisen zusammenzustellen, ist nicht so einfach. Richter hat also Heinz Endres gefragt: „Haben Sie in Würzburg nicht noch ein paar gute Leute?" Da hat Endres gesagt: „Ja, Oboe, Geige und Bratsche."
Ich fuhr nach München zur Probe, dann ging es im Zug nach Italien. Die erste Aufführung war in Triest, dann Florenz, Turin, und die letzte Aufführung war in Rom. Dort war eine Sitzprobe angesetzt, Richter wollte aber noch etwas probieren, da ein neuer Tenor gekommen war. Und mein lieber Kollege aus München hatte die Oboe nicht dabei, es war ja nur eine Sitzprobe.
Da kam die große Arie „Ich will bei meinem Jesus wachen", und Richter schaute zu mir her: „Können Sie das mal übernehmen? Ich muss da ein paar Takte probieren." „Ja, natürlich, gerne." Er fing an und hat das ganze Stück, es ist ja ziemlich lang und mit Chor, durchspielen lassen bis zum Schluss. Der letzte Ton war noch nicht verklungen, Applaus und Getrampel vom Chor hinten, ich bin bald versunken. Es ging weiter, und am Schluss kam Richter zu mir und sagte: „Wo kommen Sie denn her, ich kenne Sie nicht, da müssen Sie aber heute Abend das Solo spielen." Da habe ich gesagt: „Herr Richter, das geht nicht, das kann ich meinem Kollegen gegenüber nicht machen. Aber wenn Sie wollen, ich komme gern mal zu Ihnen nach München." ...
Kurt Hausmann anno 1968 auf Konzertreise mit Bach-Chor und Bach-Orchester in Moskau
Einen weiteren Auszug aus dem Interview lesen Sie hier...
Kurt Hausmann mit seinem kongenialen Partner Manfred Clement bei der Unitel-Aufnahme der h-moll-Messe in der Klosterkirche zu Dießen am Ammersee
1958 wurde Kurt Hausmann zu den Bayreuther Festspielen eingeladen. Die Aufführungen von Wagners „Götterdämmerung" unter Hans Knapperstbusch und des „Tristan" unter Wolfgang Sawallisch waren Sternstunden, an die sich Hausmann noch heute sehr lebhaft erinnert.
Zur gleichen Zeit fanden in München die Schallplattenaufnahmen zu Bachs Matthäus-Passion statt. Kurt Hausmann erinnert sich:
„Bei dieser erste Aufnahme in München hat es nicht funktioniert mit den Englisch Hörnern. Und da kam ein Anruf ans Festspielhaus, und Richter sagte: „Mit den Englisch Hörnern, das klappt nicht so, können Sie es nicht mit Edgar Shann zusammen machen?" Ich sagte: „Ich weiß nicht, schicken Sie mir den Edgar nach Bayreuth, dann probieren wir, ob es geht." Edgar Shann kam, wir haben es probiert, haben uns schön zusammen gefunden und haben dann sämtliche Englisch Horn-Partien zusammen musiziert, und es ging gut."
Auf Youtube gibt es einen kleinen Film mit einem Ausschnitt aus dem Interview mit Kurt Hausmann.
Kurt Hausmann an seinem 85. Geburtstag
30. Januar 2014
21. Januar 2014
20. Januar 2014
18. Januar 2014
17. Januar 2014
16. Januar 2014
15. Januar 2014
Karl Richter - Neue Dokumente (2)
Das gesamte ehemalige Kreuzschul-Archiv ist in der Bombennacht vom Aschermittwoch, dem 14. Februar 1945 verbrannt. So sind fast alle älteren Dokumente (bis auf einige aus dem Stadtarchiv, welches jedoch auch Kriegsverluste hatte) erst nach dem Krieg wieder aus privaten Quellen zusammen getragen worden. Außerdem hat es in der DDR-Zeit „Säuberungsaktionen“ im Kreuzschul-Archiv gegeben. Daher ist das Archiv leider nicht vollständig. Umso größer ist natürlich die Freude, wenn sich immer wieder etwas an unersetzlichen Quellen findet und dem Archiv hinzugefügt werden kann.
Die hier veröffentlichten Dokumente stammen von Walter Geissler, einem ehemaligen Cruzianer (1923-1932), und fanden sich im Nachlass des Sängers Franz Kelch.
Programm aus dem Jahr 1940
Die hier veröffentlichten Dokumente stammen von Walter Geissler, einem ehemaligen Cruzianer (1923-1932), und fanden sich im Nachlass des Sängers Franz Kelch.
Programm aus dem Jahr 1940
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Rudolf Mauersberger
14. Januar 2014
Karl Richter - Neue Dokumente (1)
In den letzten Wochen und Monaten konnten wir eine Reihe neuer Dokumente zu Karl Richters Leben und Wirken für unser Karl Richter Archiv hinzu gewinnen, die ich nach und nach hier vorstellen möchte.
Foto-Dokument aus dem Jahr 1967:
Karl Richter an der im Jahr 1967 nach seinen Wünschen und Plänen erbauten Ott-Orgel in St. Markus München
(Foto: Werner Neumeister)
Foto-Dokument aus dem Jahr 1967:
Karl Richter an der im Jahr 1967 nach seinen Wünschen und Plänen erbauten Ott-Orgel in St. Markus München
(Foto: Werner Neumeister)
4. Januar 2014
Peter-Lukas Graf wird 85
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Peter-Lukas Graf im Jahr 2005 beim Interview in Würzburg
Peter-Lukas Graf wurde am 5. Januar 1929 in Zürich geboren. Ende der 1950er Jahre kam der erste Kontakt mit Karl Richter zustande. In unserem Interview mit dem Schweizer Flötisten und Dirigenten, das anlässlich eines Meisterkurses am 20. Mai 2005 in Würzburg stattfand, erzählte uns Peter-Lukas Graf von der ersten Begegnung mit Karl Richter.
Ende der 50er Jahre, ich kann das Jahr nicht mehr genau nennen, kam ich nach München, um mich dort für einen Berufswechsel vom Orchesterflötisten zum Opernkapellmeister vorzubereiten. Ich spielte aber noch Flöte und wollte das auch nicht völlig weglassen. Und nachdem ich damals in der Schweiz mit dem einzigen guten Cembalisten, Eduard Müller, dem Münsterorganisten von Basel, Konzerte gegeben hatte, fragte ich ihn: „In München, was mach ich da, kennst du irgendjemanden?" Da sagte er: „Da ist doch der Karli, geh zu Karli, sag einen schönen Gruß, er soll mit dir spielen." Richter war für mich natürlich ein Name, aber mehr nicht.
Ich kam also nach München und sah ein Konzert angezeigt mit Händel-Orgelkonzerten in der Markuskirche. Ich ging in das Konzert. Leider hatte ich einen Platz, von dem aus ich nicht auf die Empore sehen konnte, ich habe also Richter, der mir nicht bekannt war, gar nicht gesehen. Aber das war eines der ganz wenigen Konzerte in meinem Leben, in denen ich vom ersten bis zum letzten Ton fasziniert war, dass ich am Schluss des Konzertes von dieser Art des Musizierens völlig erfüllt und begeistert war.
Ich ging dann auf die Empore hinauf, um Richter zu suchen. Da war fast kein Mensch mehr, da lief nur noch einer im Regenmantel herum, so ein bisschen unscheinbar, und ich fragte den: „Können Sie mir sagen, wo Herr Richter ist?" Der schaute mich sehr komisch an und sagte: „Selber." Das war meine erste Begegnung. Ich war nun nicht gerade schüchtern und sagte: „Ich bin Peter-Lukas Graf, einen schönen Gruß von Herrn Müller, wollen Sie mit mir spielen?" Da war nun er wieder etwas überrascht, aber der Erfolg war, dass wir kurze Zeit darauf in der Markuskirche einen gemeinsamen Bach-Abend gemacht haben, Flöte und Cembalo.
Peter-Lukas Graf und Karl Richter in Ansbach 1963
Ich erinnere mich unter anderem an einen Händel-Abend im Rahmen der Ottobeurer Konzerte. Wir hatten vor, fünf Flötensonaten von Händel zu spielen. Ein oder zwei Tage vorher war mir daran gelegen, einmal mit ihm zu proben. Ich fand ihn nicht in der Hochschule, dann hieß es, er sei da oder dort, ich fand ihn wieder nicht, schließlich fand ich ihn in der Markuskirche, wo er am Unterrichten war. Dann hielt ich ihn an, zu proben, und er meinte, er sei jetzt nicht in Stimmung, wir sollten erst noch einen Kaffee oder ein Bier trinken. So ging das, und schließlich und endlich landeten wir doch in der Musikhochschule, und unsere Probe spielte sich folgendermaßen ab: Die erste Sonate, erster Satz. Vorbei, er schaut mich an und sagt: „Weiter.“ Zweiter Satz: Er schaut mich wieder an: „Weiter.“ Dritter Satz, er schaut mich wieder an: „Weiter.“ Und so gingen die vier oder fünf Sonaten vorbei, und das war unser gemeinsames Zusammenspiel als Probe.
Peter-Lukas Graf und Karl Richter vor der Carnegie Hall in New York 1967
Über das Paradestück für jeden Flötisten, Bachs Sonate in h-moll:
Die h-moll-Flöten-Sonate gehört für einen Flötisten zu den besten und überragendsten Werken unserer relativ bescheidenen Flötenliteratur. Aber auch in der barocken Umgebung sticht sie als etwas Besonderes hervor. Der erste Satz, das Andante, ist, glaube ich, das längste Kammermusikstück, das es überhaupt gibt. Und es besteht aus einer Reihe von Themen und Motiven, mit denen der Satz gebaut ist. Ich habe nie gründlich analysiert, um heraus zu finden, wie es Bach gemacht hat. Ich glaube, man kommt auch nicht genau dahinter. Es ist so wie ein Teppich, der gewoben wird, und es ist ein Wunder, dass das Ganze trotzdem steht. Es ist so fantastisch in den Proportionen, die aber gar nicht rational zu ergründen sind, dass es für mich ein Wunder bleibt, dieser erste Satz speziell. Der zweite Satz ist insofern besonders, weil Bach ausnahmsweise eine Continuostimme selber ausschreibt, natürlich in Richterscher Art, könnte man sagen. Sehr frei behandelt, sehr frei zweite Stimmen oder sogar einen fünfstimmigen Satz teilweise dazukomponiert. Das sind schon die Besonderheiten dieses Stückes.
Peter-Lukas Graf und Karl Richter vor der Carnegie Hall in New York 1967
Peter-Lukas Graf im Jahr 1970
Zuletzt berichtete uns Peter-Lukas Graf von seinen verschiedenen Flöten-Instrumenten.
Ich habe im Laufe meines Lebens die Flöten mehrmals gewechselt. Die Flöte, die ich nicht mehr spielte, habe ich immer sofort weggegeben. Habe verschiedene Marken gespielt, habe aus verschiedenen Gründen gewechselt. Am Anfang, gut das war etwas anderes, wir waren noch nicht so verwöhnt wie die heutigen Jungen, die in Studienzeiten schon nach Platin und Gold und Holz oder was, verplatint oder vergoldet, Ausschau halten und denken, sie wären dann bessere Flötisten. Wir waren froh, wenn man eine gute Flöte hatte, heute ist es schwierig, ein schlechtes Instrument zu finden. Es herrscht ein so hoher Standart im Flötenbau, dass es gar nicht mehr darauf ankommt. Mir wurden vor anderthalb Jahren zwei Goldflöten auf dem Flughafen in Zürich gestohlen, und ich musste mich wieder, leider, auf die Suche nach einem neuen Instrument machen. Ich bin immer noch ein bisschen am Ausprobieren.
Peter-Lukas Graf im Jahr 1972
Das gesamte Interview findet sich in der Buch-Dokumentation "Karl Richter in München - Zeitzeugen erinnern sich" und ist in deutscher Sprache sowie der englischen Übersetzung auf dem Karl Richter-Archiv abrufbar.
Das komplette Interview in Bild und Ton gibt es auf DVD.
Peter-Lukas Graf im Jahr 2005 beim Interview in Würzburg
Peter-Lukas Graf wurde am 5. Januar 1929 in Zürich geboren. Ende der 1950er Jahre kam der erste Kontakt mit Karl Richter zustande. In unserem Interview mit dem Schweizer Flötisten und Dirigenten, das anlässlich eines Meisterkurses am 20. Mai 2005 in Würzburg stattfand, erzählte uns Peter-Lukas Graf von der ersten Begegnung mit Karl Richter.
Ende der 50er Jahre, ich kann das Jahr nicht mehr genau nennen, kam ich nach München, um mich dort für einen Berufswechsel vom Orchesterflötisten zum Opernkapellmeister vorzubereiten. Ich spielte aber noch Flöte und wollte das auch nicht völlig weglassen. Und nachdem ich damals in der Schweiz mit dem einzigen guten Cembalisten, Eduard Müller, dem Münsterorganisten von Basel, Konzerte gegeben hatte, fragte ich ihn: „In München, was mach ich da, kennst du irgendjemanden?" Da sagte er: „Da ist doch der Karli, geh zu Karli, sag einen schönen Gruß, er soll mit dir spielen." Richter war für mich natürlich ein Name, aber mehr nicht.
Ich kam also nach München und sah ein Konzert angezeigt mit Händel-Orgelkonzerten in der Markuskirche. Ich ging in das Konzert. Leider hatte ich einen Platz, von dem aus ich nicht auf die Empore sehen konnte, ich habe also Richter, der mir nicht bekannt war, gar nicht gesehen. Aber das war eines der ganz wenigen Konzerte in meinem Leben, in denen ich vom ersten bis zum letzten Ton fasziniert war, dass ich am Schluss des Konzertes von dieser Art des Musizierens völlig erfüllt und begeistert war.
Ich ging dann auf die Empore hinauf, um Richter zu suchen. Da war fast kein Mensch mehr, da lief nur noch einer im Regenmantel herum, so ein bisschen unscheinbar, und ich fragte den: „Können Sie mir sagen, wo Herr Richter ist?" Der schaute mich sehr komisch an und sagte: „Selber." Das war meine erste Begegnung. Ich war nun nicht gerade schüchtern und sagte: „Ich bin Peter-Lukas Graf, einen schönen Gruß von Herrn Müller, wollen Sie mit mir spielen?" Da war nun er wieder etwas überrascht, aber der Erfolg war, dass wir kurze Zeit darauf in der Markuskirche einen gemeinsamen Bach-Abend gemacht haben, Flöte und Cembalo.
Peter-Lukas Graf und Karl Richter in Ansbach 1963
Ich erinnere mich unter anderem an einen Händel-Abend im Rahmen der Ottobeurer Konzerte. Wir hatten vor, fünf Flötensonaten von Händel zu spielen. Ein oder zwei Tage vorher war mir daran gelegen, einmal mit ihm zu proben. Ich fand ihn nicht in der Hochschule, dann hieß es, er sei da oder dort, ich fand ihn wieder nicht, schließlich fand ich ihn in der Markuskirche, wo er am Unterrichten war. Dann hielt ich ihn an, zu proben, und er meinte, er sei jetzt nicht in Stimmung, wir sollten erst noch einen Kaffee oder ein Bier trinken. So ging das, und schließlich und endlich landeten wir doch in der Musikhochschule, und unsere Probe spielte sich folgendermaßen ab: Die erste Sonate, erster Satz. Vorbei, er schaut mich an und sagt: „Weiter.“ Zweiter Satz: Er schaut mich wieder an: „Weiter.“ Dritter Satz, er schaut mich wieder an: „Weiter.“ Und so gingen die vier oder fünf Sonaten vorbei, und das war unser gemeinsames Zusammenspiel als Probe.
Peter-Lukas Graf und Karl Richter vor der Carnegie Hall in New York 1967
Über das Paradestück für jeden Flötisten, Bachs Sonate in h-moll:
Die h-moll-Flöten-Sonate gehört für einen Flötisten zu den besten und überragendsten Werken unserer relativ bescheidenen Flötenliteratur. Aber auch in der barocken Umgebung sticht sie als etwas Besonderes hervor. Der erste Satz, das Andante, ist, glaube ich, das längste Kammermusikstück, das es überhaupt gibt. Und es besteht aus einer Reihe von Themen und Motiven, mit denen der Satz gebaut ist. Ich habe nie gründlich analysiert, um heraus zu finden, wie es Bach gemacht hat. Ich glaube, man kommt auch nicht genau dahinter. Es ist so wie ein Teppich, der gewoben wird, und es ist ein Wunder, dass das Ganze trotzdem steht. Es ist so fantastisch in den Proportionen, die aber gar nicht rational zu ergründen sind, dass es für mich ein Wunder bleibt, dieser erste Satz speziell. Der zweite Satz ist insofern besonders, weil Bach ausnahmsweise eine Continuostimme selber ausschreibt, natürlich in Richterscher Art, könnte man sagen. Sehr frei behandelt, sehr frei zweite Stimmen oder sogar einen fünfstimmigen Satz teilweise dazukomponiert. Das sind schon die Besonderheiten dieses Stückes.
Peter-Lukas Graf und Karl Richter vor der Carnegie Hall in New York 1967
Peter-Lukas Graf im Jahr 1970
Zuletzt berichtete uns Peter-Lukas Graf von seinen verschiedenen Flöten-Instrumenten.
Ich habe im Laufe meines Lebens die Flöten mehrmals gewechselt. Die Flöte, die ich nicht mehr spielte, habe ich immer sofort weggegeben. Habe verschiedene Marken gespielt, habe aus verschiedenen Gründen gewechselt. Am Anfang, gut das war etwas anderes, wir waren noch nicht so verwöhnt wie die heutigen Jungen, die in Studienzeiten schon nach Platin und Gold und Holz oder was, verplatint oder vergoldet, Ausschau halten und denken, sie wären dann bessere Flötisten. Wir waren froh, wenn man eine gute Flöte hatte, heute ist es schwierig, ein schlechtes Instrument zu finden. Es herrscht ein so hoher Standart im Flötenbau, dass es gar nicht mehr darauf ankommt. Mir wurden vor anderthalb Jahren zwei Goldflöten auf dem Flughafen in Zürich gestohlen, und ich musste mich wieder, leider, auf die Suche nach einem neuen Instrument machen. Ich bin immer noch ein bisschen am Ausprobieren.
Peter-Lukas Graf im Jahr 1972
Das gesamte Interview findet sich in der Buch-Dokumentation "Karl Richter in München - Zeitzeugen erinnern sich" und ist in deutscher Sprache sowie der englischen Übersetzung auf dem Karl Richter-Archiv abrufbar.
Das komplette Interview in Bild und Ton gibt es auf DVD.