In den folgenden Jahren spielte Karl Richter mit seinem Münchener Bach-Chor und dem Bach-Orchester alle großen Chor- und Orchesterwerke von Johann Sebastian Bach bei der Deutschen Grammophon auf Schallplatte ein: so 1961 die Hohe Messe in h-moll, ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, 1964 die Johannes-Passion und 1965 das Weihnachtsoratorium.
Im Februar 1962, im März 1963 und im Mai 1965 gastierte Karl Richter mit Chor und Orchester in Paris. Zur Aufführung gelangten im Salle Pleyel Bach's h-moll-Messe und Johannes-Passion, die Kantate 'Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen' sowie das Mozart-Requiem.
Plakat vor dem Salle Pleyel, Paris 1961
Ansbacher Bachwoche
Hertha Töpper
"Wir waren in Neuendettelsau im Schwesternhaus untergebracht. Da wohnte daneben Aurèle Nicolet, der geübt hat, oder sonst wer. Dr. Weymar hat das Ganze betreut, und zwar sehr präzise betreut. Wir hatten die Proben nämlich an verschiedenen Orten, und da stand an jeder Ecke einer von seinen Helfern und hat gezeigt, wo es weitergeht, wo man hin zu gehen hatte. Im Palmenhaus hatten wir unseren Mittagstisch, und auch da wurde im Voraus geplant. Wenn jemand kein Schweinefleisch essen wollte, wurde das berücksichtigt und eben auch solche Dinge. Oder es gab am nächsten Tag alle Kritiken. Es wurde an alles gedacht. Und jeder kleinste Wunsch wurde selbstverständlich erfüllt.
Bach in Ansbach - das waren Sternstunden. Es war ein wunderschönes Musizieren. Und an jedem Pult saßen nur Konzertmeister, die von Aufführung zu Aufführung gewechselt haben. Alle waren wirklich Diener. Ja es war schön, wirklich schön. Richter hat natürlich fantastisch musiziert."
Ursula Buckel, Kieth Engen und Hertha Töpper (Ansbach 1963)
Kieth Engen
"Es war eine wunderbare Zeit, das Leben damals in Neuendettelsau. Wir haben uns in diesem kleinen Dorf nur für Johann Sebastian Bach Zeit genommen. Nur geprobt, nur geübt. Dann sind wir mit dem Bus nach Ansbach zur Gumbertuskirche gefahren und haben dort unsere Konzerte gegeben. Da waren sehr liebevolle Kollegen dabei, Peter Pears, Fritz Wunderlich, es waren Ursula Buckel dabei, Marga Höffgen und natürlich Hertha Töpper. Ich habe mein ganzes Leben lang mit Hertha Töpper an der Oper und bei Karl Richter die Konzerte gesungen. Sie war eine begnadete Opernsängerin und eine begnadete Bachsängerin. Diese Zeit in Ansbach hat vielleicht das Fundament für Bach bei mir gelegt. Ich bin dankbar, dass ich es erlebt habe."
Irmhild Reges
"Die größte Gaudi war für uns, wenn die Männer des Bach-Chores gegen das Orchester und die Solisten Fußball gespielt haben. An einem strahlenden Sonntag hatten sich die hübschesten Mädchen des Chores besonders nett angezogen, sie standen hinter dem Tor und haben mit allen möglichen Klapperinstrumenten eine herrliche Stimmung erzeugt. Ernst Haefliger stand an der Seitenlinie und kommentierte das Spiel wie ein Radioreporter. Wir haben bewundert, wie unglaublich sportlich Aurèle Nicolet und Otto Büchner waren. Zwei oder drei Mädchen vom Chor haben einen Lorbeerkranz geflochten und den Siegern um Otto Büchner und Paul Meisen umgehängt. Es war eine unglaubliche Gaudi für alle."
Paul Meisen und Otto Büchner im Siegerkranz (Ansbach 1961)
Paul Meisen
"Das besondere Flair von Ansbach bestand vor allem in der Gemeinschaft, die dort zusammen kam und mit jedem Tag mehr zusammenwuchs. Man lebte ja sozusagen zusammen. Der Fußball spielte auch manchmal eine Rolle, und sicherlich eine, die uns noch mehr zusammenschweißte. Aber es waren natürlich auch die musikalischen Dinge, die uns dort vereinten. Es war genau so wie später in der Münchner Zeit, die ich miterleben durfte, eben geprägt durch die zentrale Figur Karl Richter."
Probe in der Gumbertuskirche (Ansbach 1961)
1964 gestalteten Karl Richter und sein Ensemble zum letzten Mal die Bachwoche Ansbach, man hatte sich entschlossen, zukünftig ein eigenes Bachfest in München auszurichten.