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7. Oktober 2008

Neue CD mit Karl Richter - Nachtrag

Als Ergänzung zum Blogeintrag vom 08.09.2008 möchte ich zwei Dokumente anführen, die ich zur Aufführung von Bachs h-moll-Messe am 30. November 1958 in der Lukaskirche München in meinem Programm-Archiv gefunden habe. Eigentlich wäre das ja Sache des Herausgebers gewesen, und eine kurze Nachfrage hätte nicht geschadet.



Titelseite des Konzertprogramms mit allen Vokal- und Instrumentalsolisten

Kritik von Karl Heinz Ruppel in der SZ (5. Dezember 1956)

...müsste eine Veranstaltung wie die Münchener Bach-Tage davor bewahrt bleiben, nur eben als traditionell wiederkehrendes Ereignis im Ablauf des Konzertjahres zu figurieren. Hier im besonderen aber bleibt sie noch dank der mitreißenden Lebendigkeit, die ihr durch Karl Richters vitales Musikertum zuteil wird, vor jedem Abgleiten in bloße Traditionsroutine bewahrt. Ob es um den gesellschaftlichen Bach der Orchestersuiten oder den geistlichen der Kantaten, um den Hymniker und Mystiker der h-Moll-Messe oder den Kontrapunktiker der Orgelwerke geht, immer sind es die innersten Kräfte der Musik, die von Richter aufgerufen und in der tönend bewegten Form transparent gemacht werden.

Im Monumentalbau der Hohen Messe stehen die gewaltigen Chöre, vom Münchener Bach-Chor souverän und deklamatorisch ebenso präzis wie vielstufig im Dynamischen gemeistert, wie die mächtigen Pfeiler einer Sakralarchitektur da, um die sich die zierlichen und festlichen Ornamente der Instrumentalsoli mit dekorativer Pracht ranken.

Als Bach-Spieler hohen Ranges erwiesen sich dabei Heinz Endres (Violine), Walter Theurer (Flöte), Hans Brückner und Andreas Schwinn (Oboe d’amore) und Georg Donderer (Trompete); und wenn es in den Fundamenten donnert, weiß man, dass sie dennoch nie ins Wanken kommen, denn diesen Donner regiert rhythmisch und klanglich die Meisterhand Ludwig Porths an den Pauken.


In dem ausgezeichneten Soloquartett der Gesangspartien mit Antonia Fahberg, Gert Lutze und Franz Kelch führte Hertha Töpper; die hervorragende Altistin der Staatsoper ist in wenigen Jahren eine der besten und stilkundigsten Bach-Sängerinnen geworden, die wir heute haben.


Kritik von Ludwig Wismeyer im Münchner Merkur (5. Dezember 1965)

... Bachs Hohe Messe singt der Münchener Bach-Chor unter Karl Richter als ein heiliges Werk. München darf auf den hohen Stand seiner Bachpflege seinen internationalen Stolz haben: beste Leipziger Tradition bindet sich mit Richters ausdrucksstarker Inspiration in dem elastisch und maßvoll musizierenden Instrument des Chores. Die gesunde Mitte zwischen frommer Zurückhaltung und innerer Anteilnahme gibt die Kraft der Überzeugung und die Wirkung jenes Bach, der - in strengen Formen zwar - doch ein echter Musikant Gottes gewesen ist.

Da auch das Kammerorchester mit seinen stilsicheren Solisten und das ariose Gesangsquartett Antonia Fahberg, Hertha Töpper, Gert Lutze und Franz Kelch von gleicher Einheit waren, konnte Richter ganz der hohen Aufgabe dienen, die ihm, allen Mitwirkenden und den vielen Zuhörern in der Lukaskirche eine Aufführung der h-moll-Messe ist.