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27. Juni 2008

Bach-Fest 1968 - Abschluss mit Violinsonaten und weltlichen Kantaten



...Spielt Otto Büchner Bach, dann ist ihm Triumph gewiss. Denn dieser Geiger ist ein Phänomen: ohne extreme Vitalität, ohne überragende Virtuosität und ohne die kleinsten effektgebundenen Espressivomanieren bringt er Bachs Musik trotzdem oder gerade deshalb zu höchster Wirkung. Sein Kammermusikstil erscheint mir ideal. Solist und Partner in einem, ein Wunder in den langsamen Sätzen, ein Musiker, der Bachs Natürlichkeit für sich entdeckte und sie zugleich ohne äußeren Aufwand verwirklichen und mitteilen kann. Am Cembalo herrlich konzentriert Karl Richter, der es offensichtlich ablehnt, jemals müde zu werden.

Am Abend dann der emphatische Ausklang einer Konzertwoche, die Münchens musikalische Landschaft nicht nur im Augenblick einschneidend prägen wird. Richter zeigte uns da mehr den irdischen als den überirdischen Bach. Prunkvolle, sehr auf Wirkung bedachte, Händel-nahe Auftragskompositionen für diverse Geburts- oder Namenstage....



Es war ein großer, festlicher Abschlussabend, mit rauschenden, sehr organisch angelegten Chören (im Forte so exzellent wie selten der Münchener Bach-Chor), mit einer elitären Auswahl an Instrumentalsolisten, einem vorzüglich besetzten Continuo und Gesangssolisten, die die schweren Koloraturarien mit teilweise virtuoser Bravour meisterten. Ein Kompliment Ernst Haefliger, der die sächsische Jubelei mit viel deklamatorischem Witz und einem Quentchen sympatischer Ironie würzte. Karl Richter dankte triumphaler Jubel.

(Antonio Mingotti im Münchner Merkur)