Die Jahre 1969 - 1971 waren auch geprägt von zahlreichen ZDF-Unitel Filmproduktionen, so etliche Orgelkonzerte und die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel, aufgenommen im Neuen Schloß Schleißheim. Werke für Cembalo und Orgel wurden in Ottobeuren produziert. Das Marienmünster zu Dießen am Ammersee war ein idealer Raum für die Aufzeichnung von Bachs h-moll-Messe mit den Solisten Gundula Janowitz, Hertha Töpper, Horst Laubenthal und Hermann Prey.
Marienmünster zu Dießen am Ammersee
Elmar Schloter
Karl Richter wollte bei diesen Fernsehaufnahmen an einigen Stellen unbedingt einen besonderen Orgelklang, den er auf dem Continuo nicht herbrachte. Da sind wir dann auf die Hausorgel in Dießen ausgewichen und haben verschiedene Sequenzen mit dieser Orgel hinten gespielt. Das ging auch ganz gut zusammen, weil die Kirche ja nicht so groß ist. Da wurde zum Beispiel bei der h-moll-Messe beim Confiteor, wo eben nur Continuo und der Chor ziemlich präsent sind, diese ganze Sequenz von der Orgel der Dießener Kirche aus aufgenommen.
Elmar Schloter an der Continuo-Orgel in Dießen
Diese Aufnahme wurde im Januar 2006 auf DVD übernommen, ebenso die gleichfalls in Dießen entstandene Johannes-Passion mit Peter Schreier als Evangelisten, Ernst-Gerold Schramm als Christus und den weiteren Solisten Helen Donath, Julia Hamari, Siegmund Nimsgern und Kieth Engen.
Auch die Brandenburgischen Konzerte, aufgezeichnet im Schloß Schleißheim, sind inzwischen auf DVD erhältlich, schließlich Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion, die in den Bavaria Studios München Geiselgasteig dramaturgisch eindrucksvoll dargestellt wurde. Hier waren die Solisten wiederum Helen Donath und Julia Hamari, Peter Schreier, Ernst-Gerold Schramm und Siegmund Nimsgern, die Bass-Partie sang Walter Berry.
Ernst-Gerold Schramm und Siegmund Nimsgern
Siegmund Nimsgern
Meiner Meinung nach war da ein anderer Kollege vorgesehen. Das Engagement ging doch sehr kurzfristig, und ich kam auch "nur" für die bösen Männer in Frage. Kieth Engen und Walter Berry hatten die Bassarien, das waren natürlich wesentlich etabliertere Leute. Ich hätte natürlich viel lieber die wirklich wichtigen Sachen gesungen, obwohl, - das muss man dazu sagen -, der Pilatus in der Johannes-Passion, wenn man die Töne zählt, nicht die Wichtigkeit der Rolle, fast mehr zu singen hat als Jesus. Und das ist eine ganz tolle Figur. Er sagt ja den einzigen Satz, den viele Leute aus den Passionen überhaupt noch kennen: "Was ist Wahrheit?"
Siegmund Nimsgern und Karl Richter inmitten von Chor und Orchester
Julia Hamari
Die Matthäus-Passion, das war im Bavaria Filmstudio, ich erinnere mich an dieses wahnsinnig große Studio, und wir mussten richtig singen. Da gab es kein Playback, wir mussten singen. Und er stand da, und als ich zum ersten Mal den Mund aufgemacht habe, dachte ich, ich hätte keine Stimme. Aber dann habe ich mich daran gewöhnt: So viel höre ich und das singe ich, mehr nicht. Und als ich zum ersten Mal diese Arie gesungen habe, kam über den Lautsprecher vom Regisseur: "Sie haben fantastisch gesungen, Hamari!".
Julia Hamari und Helen Donath in Geiselgasteig