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16. Januar 2008

Die Ära Karl Richter in München: Das Jahr 1952 [DE]

In kürzester Zeit brachte das Jahr 1952 den Durchbruch des jungen Karl Richter im Münchner Konzertleben. Im Februar erklang zum ersten Mal in der Markuskirche Bachs Hohe Messe in h-moll, am 9. April folgte in der Auferstehungskirche die Johannes-Passion.



Ende April richteten Dekan Theodor Heckel und Karl Richter die Münchener Abendmusiken in St. Markus ein, jeweils am letzten Freitag im Monat. Die großen Orgelwerke von Frescobaldi, Buxtehude, Bach bis zu Max Reger und den zeitgenössischen Orgelmeistern sollten ebenso zu hören sein wie die geistlichen Chormusiken von Schütz, Bach, Brahms und Reger bis zu den Großen der Neuen Musik. Orgelspiel und Motette bildeten den Rahmen für die Lesung des Schriftwortes und den Segen.



Auf dem Programm des ersten Kammerkonzertes mit dem Münchner Kirchenorchester standen das dritte und vierte Brandenburgische Konzert, das Violinkonzert a-moll und die h-moll-Suite.

Am 11. Mai lud der Münchner Bach-Verein zu einem Orgelkonzert mit Werken Johann Sebastian Bachs in die Markuskirche ein. Eine begeisterte Kritik von Karl Schumann in der Süddeutschen Zeitung verschaffte Richter, wie er in späteren Jahren einmal bemerkte, die Aufmerksamkeit der Münchner Musikszene.



Weitere Orgelkonzerte folgten im Juli anlässlich von Bachs Todestag und im September, nur drei Tage später erklang Deutsche Barockmusik im Barocksaal des Bayerischen Nationalmuseums, und wenige Wochen später waren im Saal an der Sophienstraße das zweite und fünfte Brandenburgische Konzert zu hören, zusammen mit der Solokantate "Weichet nur, betrübte Schatten".

Das Reformationsfest am 31. Oktober gab Karl Richter die Gelegenheit zur erstmaligen Aufführung der Bach-Kantaten "Gott, der Herr, ist Sonn und Schild" und "Ein feste Burg ist unser Gott".



Solistisch am Cembalo präsentierte sich Karl Richter dem Münchner Publikum im November mit Bachs Goldberg-Variationen. Wiederum waren Resonanz und Kritik überschwänglich.

Die Aufführung der ersten drei Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wurde in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu einem musikalischen Ereignis, das aus dem Musikleben Münchens nicht mehr wegzudenken war. Zum ersten Mal erklangen diese Kantaten am 18. und 19. Dezember 1952 in der Markuskirche.



St. Markus in München

Das Weihnachtsliedersingen des Heinrich-Schütz-Kreises vom 21. Dezember beendete ein erstes arbeitsintensives Jahr, das Karl Richter in kürzester Zeit höchste Anerkennung in Sachen Johann Sebastian Bach gebracht hatte. "Exemplarischer Bach" überschrieb ein Kritiker eine seiner Rezensionen, "man kann sich die Wiedergabe dieser Wunderwerke nicht vollkommener denken."