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13. August 2006

Vor 40 Jahren: Valentin Härtl

In unserer Serie Vor 40 Jahren erinnern wir uns heute an Valentin Härtl. Valentin Härtl verstarb am 13. August 1966 für uns alle plötzlich und unerwartet. Von Beginn an war er - an der Viola und Viola d'amore - ein fester Bestandteil in Karl Richters Münchener Bach-Orchester gewesen. Noch wenige Wochen zuvor war Valentin Härtl Anfang Juli mit dem Münchener Bach-Chor und Bach-Orchester in Oxford beim English Bach Festival gewesen, und nichts deutete auf seinen baldigen Abschied von dieser Welt hin, der ihn beim Italienurlaub ereilte.


Valentin Härtl in Oxford im Juli 1966, wenige Wochen vor seinem Tod

Valentin Härtl wurde am 20. Juni 1894 in Aschaffenburg geboren, studierte nach dem Abitur am dortigen humanistischen Gymnasium Violine in Frankfurt am Main am Hoch'schen Konservatorium. Der Wehrdienst unterbrach sein Studium, danach absolvierte er in München die Meisterklasse bei Prof. Felix Berber.

Der 1. Weltkrieg war für vier Jahre Endstation der musikalischen Ambitionen, die ihn 1918 zunächst als Violinlehrer nach Aschaffenburg führten, ehe er von 1919 an bis zu seinem Tod als instrumentales 'Urgestein' an der Musikhochschule in München unterrichtete. 1952 wurde er zum Hochschulprofessor ernannt, und mit diesem Titel erschien Valentin Härtl bereits auf dem allerersten Konzertprogramm der Ära Karl Richter.

Ich hatte das große Glück, Valentin Härtl 1964 als Geigenlehrer im Schulmusik-Studium zugeteilt zu bekommen, woraus sich über die Konzerte und Tourneen des Bach-Chores schnell - wenn auch nur für kurze Zeit - ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte.


Valentin Härtl (links) als Bratscher im Münchner Streichquartett 1925

Valentin Härtl war schon zu Lebzeiten so etwas wie eine Legende, er war als Bratscher u.a. im Münchner Streichquartett und vor allem im berühmten Stroß-Quartett, als Mitglied des H-Trios (Huber - Härtl - Hindemith) über Jahrzehnte hinweg eine aus dem Münchner Konzertleben nicht wegzudenkende Institution. Und er prägte zahllose bedeutende, aber auch 'kleine' (Schulmusiker-) Violinisten durch seinen fachlich und menschlich so einzigartigen Unterricht.


Valentin Härtl als Bratscher im berühmten Stroß-Quartett 1956 beim Prager Frühling

Karl Richter, der Bach-Chor und das Bach-Orchester ehrten 'ihren' Prof. Valentin Härtl zusammen mit dem am 17. September 1966 verstorbenen Fritz Wunderlich am Totensonntag des Jahres 1966 mit einem Kantatenabend in der Markuskirche, wo Bachs Kantaten 27 Wer weiß, wie nahe mir mein Ende, 106 Actus tragicus und 117 Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut zur Aufführung gelangten.